Montag, 14. August 2006
Ein Wochenende auf Ometepe
rotezora, 21:08h
11. August 17.45
Ein Bier, ´ne leichte Brise, Blick auf den Nicaraguasee, was will man mehr für ein verlängertes Wochenende? Da lässt sich auch schnell der leichte Sonnenbrand vergessen. Allerdings macht mich das Bier gerade ein bißchen meschugge im Kopf während ich hier so auf mein Essen warte...
Ich bin immer wieder erstaunt wie viele Touristen man trifft, so bald man Managua verläßt. Ich vergess´ zwischendurch manchmal völlig, daß es hier noch mehr Chelas gibt. Für alle Unwissenden: Chela kommt von leche = Milch und wird von den Nicas für alle hellhäutigen Menschen benutzt. Managua ist einfach so uninteressant für Touristen, weil häßlich, laut und ohne irgendwelche besonderen Highlights, daß die meisten einen großen Bogen darum machen.
Yippieh, da kommt das Essen! Und was für Essen… Bestellt man nichts ahnend gegrillten Fisch und hat gleich zwei komplette Fische auf dem Teller liegen, die im Übrigen eben noch im See schwammen. Aber mit ausgelassenem Mittag paßt das scho!
Nach ein bißchen Chillen in der Hängematte heute nachmittag hab ich mich aufgemacht, die Natur zu erkunden. Wenn man schon so direkt neben einem Naturreservat Quartier bezieht... Ich war allerdings vorher etwas unruhig, grummelte es doch den ganzen Nachmittag schon aus der Ferne. Meine einzige logische Erklärung, da Himmel strahlend blau: das ist wohl einer der beiden Vulkane der Insel. Gelernt vom Erdbeben-Debakel orientierte ich mich aber selbstverständlich an der einheimischen Bevölkerung. Alle ruhig und entspannt, also alles gut! Unterwegs wollte ich eigentlich jemanden fragen, der sich mit so was auskennt, ob das der Vulkan ist. Zum Glück hab ich´s vergessen! Wurde ich doch nach halbem Rundweg mit düsterem Himmel, Blitzen und leichtem Regen belohnt. Das wäre ja wieder garnicht peinlich gewesen! “Die doofen Touristen halten Donner für den Vulkan!” – auf die Schenkel klopf…-
Zusätzlich und wesentlich erfreulicher gab´s noch ein paar andere Dinge zu sehen: Schmetterlinge in allen Formen und Farben, ein paar davon haben ziemlich merkwürdige, knisternde Geräusche gemacht –vielleicht Teil des Paarungsrituales??- , einen Leguan auf einem Baum, zu schüchtern für ein Foto –bisher hatte ich die nur mit zugebundenem Maul in der Fleischabteilung auf dem Markt gesehen, denn, jaaa, die werden hier gegessen- , dann noch eine Menge Viecher, Mischung aus Salamander und Gecko, die überall auf dem Boden rumflitzten. Einer davon ist die ganze Zeit über vor mir her gelaufen auf dem Weg und hat sich zwischendurch mal in die Büsche geschlagen. Obwohl, in Wirklichkeit war das wahrscheinlich ein Staffellauf mit der ganzen Familie und die haben mich nur verarscht! Und schließlich, wie versprochen, Affen! Die hatte ich eigentlich schon wieder aufgegeben. Wenn man die hier sehen kann, theoretisch, sind mit Sicherheit gerade alle verhindert, wenn ich vorbei komme. Aber weit gefehlt! Da waren sie in den Bäumen, erst einer, dann zwei, schließlich insgesamt fünf inclusive Baby. Gespannt zugeguckt wie sie sich an mir vorbei durch den Wald hangelten. Und als ich gerade weitergehen wollte kamen noch zwei Nachzügler. Warum Nachzügler war ziemlich schnell klar: Wer will schon poppen, wenn die ganze Familie zuguckt. Da unterhält man doch lieber eine einsame Touristin. Und wie im echten Leben –manchmal, liebe Männer, nicht immer, geb´ ich ja zu!- brauchte er keine Minute um fertig zu werden und ließ sie so unbefriedigt zurück, daß sie es sich kurzer Hand selbst besorgte am nächsten Ast. Mal ehrlich, da kann Discovery Channel nu´ echt nicht mithalten!
Allerdings bringt mich, Affen beim Poppen zuzugucken, in der “ich bin dran”-Problematik auch nicht weiter… Aber morgen ist ja ein neuer Tag!
Hilfe, ich muss mehr trinken!!! Mein Kopf macht komische Sachen und fängt an, Lieder aus “Bernhard und Bianca” zu trällern… ♪♪ denn morgen ist ein neuer Tag, an dem man… la,la,la ♪♪ ♪ Gott sei dank, da kommt die Piña Colada!
12.August 19.30
Ha! Es gibt noch mehr doofe Touristen wie mich, die denken, der Donner kommt vom Vulkan. Aber es ist schon ´ne komische Insel, auf der es den ganzen Tag bei blauem Himmel donnert.
Während ich hier gerade in der Hängematte so vor mich hinschaukel und von Glühwürmchen umschwirrt werde, überkommt mich irgendwie eine bleierne Müdigkeit, was echt blöd ist. Wir wollen doch noch auf ´ne Party! Ach, es ist doch nix, wenn man alt wird. Mit 17 wär mir so was nicht passiert. -ist zwar gelogen, aber man will ja ab und an auch mal in den "ich bin schon soooo alt" Chorus einstimmen-
Aber kein Wunder, heute ja auch fleißig gewesen! ´Ne Stunde im Kajak an der Insel längs gepaddelt -mal sehen, ob mein gerade abgeklungener Tennisellenbogen mir das verzeiht- und dann eine Menge gelaufen. Dabei sind mir wieder die knisternden Schmetterlinge begegnet, diesmal keine poppenden Affen, sondern poppende Libellen -sah jedenfalls so aus-, eine Familie aus Oldenburg, die uns ein Stück per Anhalter mitgenommen hat, nachdem wir dem Busfahrer drei Mal gesagt hatten, daß wir am "Punta Jesus Maria" aussteigen wollen, er aber trotzdem die Station vergessen hatte.
Dann gab´s noch einen atemberaubenden Ausblick auf den Vulkan Concepción mit einem Regenbogen davor, der auch vom Anblick des nächsten Klos anschließend nicht völlig getrübt werden konnte. Ich bin ja wirklich hartgesotten was Dreck und Gestank in Toiletten betrifft, aber dutzende von Kakerlaken, die mir aus dem Loch der Latrine entgegenwinken, das war dann auch für mich zuviel. Kakerlaken haben hier übrigens ungefähr die Größe von Maikäfern.
Schließlich und endlich bin ich auf dem Nachhauseweg in eine Beerdigungsprozession gerannt. Da scheinbar das ganze Dorf die Hauptstraße längsprozessierte, fand ich es doch ein bißchen unhöflich, mich einfach durchzudrängeln und zu überholen. Frei nach dem Motto "´Tschuldigung! Mein Beileid! Darf ich mal durch? Hab´s wirklich eilig! Tut mir wirklich sehr leid!"
Also hab ich mitprozessiert. Rechts und links nutzte man gleich die Gelegenheit, mal etwas mit ´ner Chela zu plaudern. Rechts eine Frau, wahrscheinlich in meinem Alter, die aber Dank mindestens fünf Kindern schon aussah wie Ende 40 und beim dritten Mal Nachfragen immer noch Danin zu mir sagte. Nicht-spanische Namen führen hier regelmäßig zu totaler Verwirrung. Meistens kommt dann die Frage "und wie weiter?" Dabei geht´s aber nicht um den Nachnamen. "Nur Nadine!" "Wie, nur ein Name, wieso das denn?" Gleiches Spiel was den Nachnamen betrifft. Ja, so ein anständiger spanischer Name der braucht schon Platz und Zeit! Den kann man nicht mal eben so hinknallen. Zum Beispiel Idania de los Angeles Martínez Orozco! Da kann Hilde Schmidt doch nun wirklich nicht mithalten...
Emilio dagegen auf der linken Seite hatte den Namen sofort drauf, was aber auch völlig klar war, wer will schon bein Angraben schwer von Begriff erscheinen. Und so eine Kleinigkeit wie ein Trauermarsch hält den Nica an sich ja nicht vom Graben ab.
Weiteres Highlight: Die Kapelle, die den Trauerzug begleitete. Trauermusik war eigentlich völlig unnötig, da die Qualität schon genug Anlaß zur Trauer gab. Dramatisch wurde es dann wirklich als die Mutter der gerademal 30jährigen Verstorbenen vor dem Eingang des Friedhofs zusammenbrach. Schön ist anders!
Ein Bier, ´ne leichte Brise, Blick auf den Nicaraguasee, was will man mehr für ein verlängertes Wochenende? Da lässt sich auch schnell der leichte Sonnenbrand vergessen. Allerdings macht mich das Bier gerade ein bißchen meschugge im Kopf während ich hier so auf mein Essen warte...
Ich bin immer wieder erstaunt wie viele Touristen man trifft, so bald man Managua verläßt. Ich vergess´ zwischendurch manchmal völlig, daß es hier noch mehr Chelas gibt. Für alle Unwissenden: Chela kommt von leche = Milch und wird von den Nicas für alle hellhäutigen Menschen benutzt. Managua ist einfach so uninteressant für Touristen, weil häßlich, laut und ohne irgendwelche besonderen Highlights, daß die meisten einen großen Bogen darum machen.
Yippieh, da kommt das Essen! Und was für Essen… Bestellt man nichts ahnend gegrillten Fisch und hat gleich zwei komplette Fische auf dem Teller liegen, die im Übrigen eben noch im See schwammen. Aber mit ausgelassenem Mittag paßt das scho!
Nach ein bißchen Chillen in der Hängematte heute nachmittag hab ich mich aufgemacht, die Natur zu erkunden. Wenn man schon so direkt neben einem Naturreservat Quartier bezieht... Ich war allerdings vorher etwas unruhig, grummelte es doch den ganzen Nachmittag schon aus der Ferne. Meine einzige logische Erklärung, da Himmel strahlend blau: das ist wohl einer der beiden Vulkane der Insel. Gelernt vom Erdbeben-Debakel orientierte ich mich aber selbstverständlich an der einheimischen Bevölkerung. Alle ruhig und entspannt, also alles gut! Unterwegs wollte ich eigentlich jemanden fragen, der sich mit so was auskennt, ob das der Vulkan ist. Zum Glück hab ich´s vergessen! Wurde ich doch nach halbem Rundweg mit düsterem Himmel, Blitzen und leichtem Regen belohnt. Das wäre ja wieder garnicht peinlich gewesen! “Die doofen Touristen halten Donner für den Vulkan!” – auf die Schenkel klopf…-
Zusätzlich und wesentlich erfreulicher gab´s noch ein paar andere Dinge zu sehen: Schmetterlinge in allen Formen und Farben, ein paar davon haben ziemlich merkwürdige, knisternde Geräusche gemacht –vielleicht Teil des Paarungsrituales??- , einen Leguan auf einem Baum, zu schüchtern für ein Foto –bisher hatte ich die nur mit zugebundenem Maul in der Fleischabteilung auf dem Markt gesehen, denn, jaaa, die werden hier gegessen- , dann noch eine Menge Viecher, Mischung aus Salamander und Gecko, die überall auf dem Boden rumflitzten. Einer davon ist die ganze Zeit über vor mir her gelaufen auf dem Weg und hat sich zwischendurch mal in die Büsche geschlagen. Obwohl, in Wirklichkeit war das wahrscheinlich ein Staffellauf mit der ganzen Familie und die haben mich nur verarscht! Und schließlich, wie versprochen, Affen! Die hatte ich eigentlich schon wieder aufgegeben. Wenn man die hier sehen kann, theoretisch, sind mit Sicherheit gerade alle verhindert, wenn ich vorbei komme. Aber weit gefehlt! Da waren sie in den Bäumen, erst einer, dann zwei, schließlich insgesamt fünf inclusive Baby. Gespannt zugeguckt wie sie sich an mir vorbei durch den Wald hangelten. Und als ich gerade weitergehen wollte kamen noch zwei Nachzügler. Warum Nachzügler war ziemlich schnell klar: Wer will schon poppen, wenn die ganze Familie zuguckt. Da unterhält man doch lieber eine einsame Touristin. Und wie im echten Leben –manchmal, liebe Männer, nicht immer, geb´ ich ja zu!- brauchte er keine Minute um fertig zu werden und ließ sie so unbefriedigt zurück, daß sie es sich kurzer Hand selbst besorgte am nächsten Ast. Mal ehrlich, da kann Discovery Channel nu´ echt nicht mithalten!
Allerdings bringt mich, Affen beim Poppen zuzugucken, in der “ich bin dran”-Problematik auch nicht weiter… Aber morgen ist ja ein neuer Tag!
Hilfe, ich muss mehr trinken!!! Mein Kopf macht komische Sachen und fängt an, Lieder aus “Bernhard und Bianca” zu trällern… ♪♪ denn morgen ist ein neuer Tag, an dem man… la,la,la ♪♪ ♪ Gott sei dank, da kommt die Piña Colada!
12.August 19.30
Ha! Es gibt noch mehr doofe Touristen wie mich, die denken, der Donner kommt vom Vulkan. Aber es ist schon ´ne komische Insel, auf der es den ganzen Tag bei blauem Himmel donnert.
Während ich hier gerade in der Hängematte so vor mich hinschaukel und von Glühwürmchen umschwirrt werde, überkommt mich irgendwie eine bleierne Müdigkeit, was echt blöd ist. Wir wollen doch noch auf ´ne Party! Ach, es ist doch nix, wenn man alt wird. Mit 17 wär mir so was nicht passiert. -ist zwar gelogen, aber man will ja ab und an auch mal in den "ich bin schon soooo alt" Chorus einstimmen-
Aber kein Wunder, heute ja auch fleißig gewesen! ´Ne Stunde im Kajak an der Insel längs gepaddelt -mal sehen, ob mein gerade abgeklungener Tennisellenbogen mir das verzeiht- und dann eine Menge gelaufen. Dabei sind mir wieder die knisternden Schmetterlinge begegnet, diesmal keine poppenden Affen, sondern poppende Libellen -sah jedenfalls so aus-, eine Familie aus Oldenburg, die uns ein Stück per Anhalter mitgenommen hat, nachdem wir dem Busfahrer drei Mal gesagt hatten, daß wir am "Punta Jesus Maria" aussteigen wollen, er aber trotzdem die Station vergessen hatte.
Dann gab´s noch einen atemberaubenden Ausblick auf den Vulkan Concepción mit einem Regenbogen davor, der auch vom Anblick des nächsten Klos anschließend nicht völlig getrübt werden konnte. Ich bin ja wirklich hartgesotten was Dreck und Gestank in Toiletten betrifft, aber dutzende von Kakerlaken, die mir aus dem Loch der Latrine entgegenwinken, das war dann auch für mich zuviel. Kakerlaken haben hier übrigens ungefähr die Größe von Maikäfern.
Schließlich und endlich bin ich auf dem Nachhauseweg in eine Beerdigungsprozession gerannt. Da scheinbar das ganze Dorf die Hauptstraße längsprozessierte, fand ich es doch ein bißchen unhöflich, mich einfach durchzudrängeln und zu überholen. Frei nach dem Motto "´Tschuldigung! Mein Beileid! Darf ich mal durch? Hab´s wirklich eilig! Tut mir wirklich sehr leid!"
Also hab ich mitprozessiert. Rechts und links nutzte man gleich die Gelegenheit, mal etwas mit ´ner Chela zu plaudern. Rechts eine Frau, wahrscheinlich in meinem Alter, die aber Dank mindestens fünf Kindern schon aussah wie Ende 40 und beim dritten Mal Nachfragen immer noch Danin zu mir sagte. Nicht-spanische Namen führen hier regelmäßig zu totaler Verwirrung. Meistens kommt dann die Frage "und wie weiter?" Dabei geht´s aber nicht um den Nachnamen. "Nur Nadine!" "Wie, nur ein Name, wieso das denn?" Gleiches Spiel was den Nachnamen betrifft. Ja, so ein anständiger spanischer Name der braucht schon Platz und Zeit! Den kann man nicht mal eben so hinknallen. Zum Beispiel Idania de los Angeles Martínez Orozco! Da kann Hilde Schmidt doch nun wirklich nicht mithalten...
Emilio dagegen auf der linken Seite hatte den Namen sofort drauf, was aber auch völlig klar war, wer will schon bein Angraben schwer von Begriff erscheinen. Und so eine Kleinigkeit wie ein Trauermarsch hält den Nica an sich ja nicht vom Graben ab.
Weiteres Highlight: Die Kapelle, die den Trauerzug begleitete. Trauermusik war eigentlich völlig unnötig, da die Qualität schon genug Anlaß zur Trauer gab. Dramatisch wurde es dann wirklich als die Mutter der gerademal 30jährigen Verstorbenen vor dem Eingang des Friedhofs zusammenbrach. Schön ist anders!
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