Dienstag, 14. August 2007
Schreibübungen
Gestern war der erste Schultag und man(n) hat gelernt, das A zu schreiben. A wie Apfel, A wie Arm, A wie... XXX durfte natürlich auch nicht fehlen!

Ist schon ein bißchen sonderbar, wenn der eigene Freund sich in ein Schulkind verwandelt und sich auch genau so über Dinge freut, die für einen selbst seit Ewigkeiten völlig selbstverständlich sind.

Aber auch süß! Beim Einschlafen gluckste und kicherte es kurz neben mir. Auf meine Nachfrage, was denn los sei, sagte er nur "Ich hab heute "XXX" geschrieben!".
Trotz Dunkelheit und Augen zu war das stolze Grinsen nicht zu übersehen *hach*

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XXX nur mit A?
Spaß beiseite: ein wichtiger Schritt. Die Dunkelziffer der Analphabeten ist in diesem Land überraschend hoch.

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Ich glaub, "XXX" schreiben fiel mehr in die Kategorie "wir stellen uns vor und erzählen kurz, wo wir herkommen" und nicht so sehr in die Abteilung "wir lernen das A" ;-)

Aber ich finde es höchst erstaunlich, wie Menschen ohne Lesen und Schreiben im Alltag überhaupt zurechtkommen. Er führt mir immer wieder vor Augen, wie viel daran hängt. Man kann eben zu Hause nicht einfach mal einen Zettel liegen lassen mit "Schatz, könntest Du bitte noch..." oder mal eben kurz 'ne SMS schreiben "Ich komm fünf Minuten später".
Obwohl, bald ja schon... :-)

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Uns hier in unserer "hochzivilisierten Welt" ist schon fast verloren gegangen, was für ein hohes Gut Lesen und Schreiben eigentlich sind. Solche Menschen, wie ihr Liebster, führen es uns erst wieder vor Augen.
Ich wünsche ihm noch viel Freude beim Lesen und Schreiben lernen...

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Danke :-)
Uns erwartet heute auch noch ein Berg Hausaufgaben. Das T und das R sind mit auf den Plan getreten...

Im Übrigen freue ich mich Samstag auf Urlaubsberichte von Dir!

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Oh. Mit den Buchstaben A, R & T kann man schon das schöne englische und nahezu eingedeutschte Wort "Art" schreiben. Ein kulturell hochwertiger Kurs mit Anspruch, möchte man meinen. ;o)

Ich wünsche Ihrem Liebsten viel Spaß und wenig Frust im Alphabetisierungs-Kurs. Aber mit Ihnen an seiner Seite wird das sicher gut klappen, denn Sie können Ihm ja sehr gut Mut machen, mit Ihrer Lebenslust, die einem hier so oft aus den Zeilen entgegen springt.

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Trara! kann man auch schreiben mit A, R und T.
Und Rat.
Schreiben ist ja auch schwierig. Groß, klein.
Ich wünsche viel Erfolg!

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@diagonale: Danke, das geht runter wie Öl! *grins*

@midori: Trara brauchen wir nicht schreiben, das machen wir auch so... ;-)

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Ach ... ich erinnere mich, habe mal einer afrikanischen Nachbarin beim Aufgabenlösen geholfen für so einen von der Arbeitsagentur oder anderen Behörde aufgezwungenen Sprachkurs, da fand ich es auch sehr gewöhnungsbedürftig, einen erwachsenen Menschen mit so einer Art Kinderfibel zu sehen, gab sich aber schnell.

Inhaltlich habe ich mich allerdings gefragt, ob so grammatische Feinheiten wie der Unterschied zwischen "einer", einem", "einen" wirklich so kriegsentscheidend wichtig ist und beherrscht werden muß, wenn der deutsche Wortschatz sich bis dahin auf 100 Wörter beschränkt und der schreibfähige Wortschatz auf noch weit weniger ;o)

Schön waren auch die Übungen zu möglichen Vorstellungsgesprächen - dabei wurde durchgehend davon ausgegangen, daß es sich dabei nur um Tätigkeiten weit unterhalb jeden diskutierten Mindestlohns handeln kann. Entspricht ja unter den Umständen vielleicht der Realität, fand ich aber trotzdem ein wenig strange.

Thomas

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Schön zu sehen, dass Sie noch hier lesen, Herr Thorkel! :-)

Mit solchen Sprachkursen ist das immer schwierig, seh ich genauso. Ich hab in meiner Vorbereitung für Nicaragua auch so manches Mal gesessen und mich gefragt, ob es gerade eminent wichtig ist, ob's nu "por" oder "para" heissen muss, oder "ese/ este".

Auf der anderen Seite, Vokabeln kann man auch jederzeit alleine lernen. Um Grammatik zu verstehen, hilft's schon, einen Lehrer zu haben. Und Grammatik ist ja auch nicht ganz irrelevant. Auch wenn jeder natürlich den Sinn verstehen wird, ob man nun "eine" oder "einen" sagt...

Was die Übungen zu den Vorstellungsgesprächen betrifft, bei der Arge find ich garnix mehr strange! Das ist einfach ein total bekloppter Verein, der nicht von A bis B denken kann bzw. soll. ;-)

Viel schlimmer finde ich, dass die breite Bevölkerung mit solchen Klischees konform geht. Afrikanischer Mann- der wäscht bestimmt irgendwo Teller, türkische Frau- das ist bestimmt 'ne Putze, usw. Aber das kommt ja auch nicht von ungefähr, bei der Nicht-Integrationspolitik, die in unserem schönen Lande betrieben wird.
Welches Land, das wirklich um Integration bemüht ist, bietet Flüchtlingen unter Umständen erst nach Jahren Integrations- und Sprachkurse, nämlich erst in dem Moment, wenn der Aufenthaltsstatus sicher ist?
Und da braucht man jetzt nicht anzufangen, mir die Kosten aufzulisten. Diese Kurse kosten mit Sicherheit nicht so viel wie eine ganze Familie über Hartz VI für mehrere Monate zu versorgen, während die ihre Integrationskurse macht, um in den Arbeitsmarkt einsteigen zu können.

Ein grooooßes Thema, über das ich mich regelmäßig und ausgiebig aufregen kann... ;-)

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da gebe ich dir völlig recht.
was auch immer nicht bedacht wird, ist, dass das organisatorisch recht schwer ist für: nehmen wir mal eine türkische familie: der mann wird versuchen, was zu arbeiten und die familie zu ernähren. die frau ist mit haushalt und kindererziehung beschäftigt. gerade den frauen bleibt oft keine zeit, die deutschkurse zu besuchen. der mann kann das vielleicht nach feierabend machen, aber die frau hat ja nie feierabend, gerade, wenn die familie patriachalisch organisiert ist, was ja in 90% der fälle zutrifft. ich war mal auf einer diskussion in der hiesigen moschee, da habe ich auch erfahren, dass die kurse überwiegend vormittags stattfinden. ist man also berufstätig oder hat man keinen kindergartenplatz bekommen, ist die sache schon gelaufen.

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Auch das stimmt. Aber wie gesagt, das Dumbratzigste daran finde ich eben, dass solche Familien hier über Jahre rumgesessen und gewartet haben ohne arbeiten oder was anderes machen zu dürfen. In der Zeit hätten die ohne Probleme schon drei Integrationskurse machen können.

Ich weiss nicht genau, ob es Schweden, Dänemark oder ein anderes der skandinavischen Länder ist, aber sobald da jemand Asyl beantragt und im Land bleiben will, wird der zum Sprach- und Integrationskurs geschickt. Das ist für mich Integrationspolitik!

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