Donnerstag, 31. Mai 2007
Puh...
rotezora, 22:15h
...was für ein Tag!!! Hatte ich mich letzte Woche in Gedanken über Langeweile beklagt? :-O
Aber wenn mir mein Noch-Job eins zeigt, dann, dass es nicht sooo schwierig wird, besser zu sein als der durchschnittliche Mitarbeiter im Jugendamt. Unglaublich, mit was für einer Einstellung und Arbeitshaltung da einige Gestalten vor sich hindümpeln. Wenn die sich so wie so nur über ihre Klienten ärgern und die so schnell wie möglich wieder loswerden wollen, gibt's da nichts passendes wo der Schaden weniger gross ist...?
Aber wenn mir mein Noch-Job eins zeigt, dann, dass es nicht sooo schwierig wird, besser zu sein als der durchschnittliche Mitarbeiter im Jugendamt. Unglaublich, mit was für einer Einstellung und Arbeitshaltung da einige Gestalten vor sich hindümpeln. Wenn die sich so wie so nur über ihre Klienten ärgern und die so schnell wie möglich wieder loswerden wollen, gibt's da nichts passendes wo der Schaden weniger gross ist...?
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Sonntag, 27. Mai 2007
So, liebe Arge...
rotezora, 19:59h
...nu hab ich's Euch's aber gegeben und einen Widerspruch geschrieben, der sich gewaschen hat!! Woll'n wir doch mal sehen, ob Ihr die 190 € Bewerbungskosten jetzt freiwillig rausrückt oder es riskieren wollt, dass ich persönlich bei Euch auf der Matte stehen! Wutschnaubend und Keule schwingend...
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Donnerstag, 4. Januar 2007
Willkommen im Behörden-Wahn Deutschland!
rotezora, 20:56h
Hach ja, ist das Leben nicht kompliziert, machen wir es doch einfach kompliziert...
Unternehmung der Woche: Ich melde mich arbeitslos!
Nu dachte ich ja, so ein Jahr nicht-sozialversicherungspflichtig in Nicaragua gearbeitet, da brauch ich mich ja garnicht erst um Arbeitslosengeld I bemühen. Rief also Dienstag morgen gutgelaunt bei der Info-Hotline der Agentur für Arbeit an, um mich über die Öffnungszeiten und was ich denn so für den Antrag auf Arbeitslosengeld II mitbringen muss zu informieren.
Erstes Erstaunen an dieser Stelle, "ne, da sind Sie bei uns falsch, da müssen Sie zum Jobcenter!" Jobcenter? Bis dato noch eine ungekannte Größe, aber ich bin ja immer offen für neues! Die Info-Hotline des Jobcenters war erstmal 45 Minuten dauerbesetzt. Dann ein Freizeichen! Die freundliche Dame (war sie wirklich, ausnahmsweise keine Ironie ;-) ) erklärte mir also, was ich alles mitbringen müsste, wo ich im Internet die Anträge finde (die Adresse stellte sich übrigens als nicht korrekt raus, aber man ist ja nicht auf den Kopf gefallen...) und, dass ich dann ja, um die Unterlagen abzugeben, einen Termin mit meiner Sachbearbeiterin machen müsste. Das fand ich ja schon ein bisschen komisch. Termin machen zum Sachen abgeben... Und das stellte sich irgendwie als garnicht so einfach heraus. Drei Tage lang wählte ich also brav die Nummer der Sachbearbeiterin, die aber nie ans Telefon ging und natürlich auch keinen AB oder eine Ansage hatte, an wen man sich denn wenden soll.
Heute nachmittag hatte ich dann die Nase voll und machte mich persönlich auf zum Jobcenter. Ich fand, wo ich schließlich im Moment ein Praktikum mache und sowieso seit drei Tagen versuche, anzurufen, kann ich auch mal die Öffnungszeiten für Berufstätige in Anspruch nehmen.
Erfreulicher Weise wurde ich dort dann darüber in Kenntnis gesetzt, dass ich ja noch alte Ansprüche aus meiner Zeit vor Nicaragua auf Arbeitslosengeld I habe. Super, gibt viel mehr Geld! Hätte man mir zwar auch schon mal vorher sagen können, aber naja...
Kleiner Spaziergang zur Arbeitsagentur um die Ecke und wieder in die Warteschleife. Zum Glück nicht zu lange und die Sachbearbeiterin auch sehr nett. Schon fast unglaublich, 3 nette Menschen in einer Woche beim Arbeitsamt!!! (Die im Jobcenter war auch nett)
Aber was dann kam, erzeugte bei mir ein unweigerliches Bedürfnis, meinen Kopf rythmisch auf die Tischplatte zu schlagen. Sie teilte mir meinen Beratungstermin mit meinem Sachbearbeiter mit, worauf hin ich sagte "das ist ja kein Problem, ich bin flexibel in meinem Praktikum!" "Ach, Sie machen ein Praktikum? Da brauchen Sie aber eine Genehmingung!" Häh??? Wie jetzt Genehmigung für ein unbezahltes, freiwilliges Praktikum um meine Berufschancen zu verbessern?? Ich erklärte freundlich, dass es ein unbezahltes Praktikum ist, dass ich selbstverständlich zu jedem gewünschten Termin erscheine, mich auch schon fleissig beworben habe und im Falle eines passenden Jobs auch sofort wieder mit dem Praktikum aufhöre. "Ja, aber ich hab das ja jetzt gehört, dass Sie das machen, und kann das auch nicht ignorieren und da brauchen Sie eine Genehmigung. Ich frag mal beim Sachbearbeiter nach." War nicht so, dass ihr die Schwachsinnigkeit dieser Bestimmung nicht auch auf der Stirn abzulesen gewesen sei, aber wofür gibt es schliesslich Regeln... Nach zehnminütigem telefonischem Suchen fand sie schliesslich auch jemand zuständigen, erklärte ihm die Lage, dass ich also jederzeit zur Verfügung stehen würde, dass das auch in meinem Beruf ist usw. und begann dann auch schon, mit den Augen zu rollen, weil, DAS GEHT JA NICHT!!! Und wenn überhaupt nur weniger als 15 Stunden die Woche und sowieso!!
Morgen ruft mich nun also mein Sachbearbeiter an, um mit mir über mein nicht-genehmigtes Praktikum zu sprechen...
Liebe Agentur für Arbeit, liebe Bundesregierung! Ein schöner neuer Schildbürgerstreich! Aber ob das bei der Reduzierung der Arbeitslosigkeit hilft... Ich weiß ja nicht!
Unternehmung der Woche: Ich melde mich arbeitslos!
Nu dachte ich ja, so ein Jahr nicht-sozialversicherungspflichtig in Nicaragua gearbeitet, da brauch ich mich ja garnicht erst um Arbeitslosengeld I bemühen. Rief also Dienstag morgen gutgelaunt bei der Info-Hotline der Agentur für Arbeit an, um mich über die Öffnungszeiten und was ich denn so für den Antrag auf Arbeitslosengeld II mitbringen muss zu informieren.
Erstes Erstaunen an dieser Stelle, "ne, da sind Sie bei uns falsch, da müssen Sie zum Jobcenter!" Jobcenter? Bis dato noch eine ungekannte Größe, aber ich bin ja immer offen für neues! Die Info-Hotline des Jobcenters war erstmal 45 Minuten dauerbesetzt. Dann ein Freizeichen! Die freundliche Dame (war sie wirklich, ausnahmsweise keine Ironie ;-) ) erklärte mir also, was ich alles mitbringen müsste, wo ich im Internet die Anträge finde (die Adresse stellte sich übrigens als nicht korrekt raus, aber man ist ja nicht auf den Kopf gefallen...) und, dass ich dann ja, um die Unterlagen abzugeben, einen Termin mit meiner Sachbearbeiterin machen müsste. Das fand ich ja schon ein bisschen komisch. Termin machen zum Sachen abgeben... Und das stellte sich irgendwie als garnicht so einfach heraus. Drei Tage lang wählte ich also brav die Nummer der Sachbearbeiterin, die aber nie ans Telefon ging und natürlich auch keinen AB oder eine Ansage hatte, an wen man sich denn wenden soll.
Heute nachmittag hatte ich dann die Nase voll und machte mich persönlich auf zum Jobcenter. Ich fand, wo ich schließlich im Moment ein Praktikum mache und sowieso seit drei Tagen versuche, anzurufen, kann ich auch mal die Öffnungszeiten für Berufstätige in Anspruch nehmen.
Erfreulicher Weise wurde ich dort dann darüber in Kenntnis gesetzt, dass ich ja noch alte Ansprüche aus meiner Zeit vor Nicaragua auf Arbeitslosengeld I habe. Super, gibt viel mehr Geld! Hätte man mir zwar auch schon mal vorher sagen können, aber naja...
Kleiner Spaziergang zur Arbeitsagentur um die Ecke und wieder in die Warteschleife. Zum Glück nicht zu lange und die Sachbearbeiterin auch sehr nett. Schon fast unglaublich, 3 nette Menschen in einer Woche beim Arbeitsamt!!! (Die im Jobcenter war auch nett)
Aber was dann kam, erzeugte bei mir ein unweigerliches Bedürfnis, meinen Kopf rythmisch auf die Tischplatte zu schlagen. Sie teilte mir meinen Beratungstermin mit meinem Sachbearbeiter mit, worauf hin ich sagte "das ist ja kein Problem, ich bin flexibel in meinem Praktikum!" "Ach, Sie machen ein Praktikum? Da brauchen Sie aber eine Genehmingung!" Häh??? Wie jetzt Genehmigung für ein unbezahltes, freiwilliges Praktikum um meine Berufschancen zu verbessern?? Ich erklärte freundlich, dass es ein unbezahltes Praktikum ist, dass ich selbstverständlich zu jedem gewünschten Termin erscheine, mich auch schon fleissig beworben habe und im Falle eines passenden Jobs auch sofort wieder mit dem Praktikum aufhöre. "Ja, aber ich hab das ja jetzt gehört, dass Sie das machen, und kann das auch nicht ignorieren und da brauchen Sie eine Genehmigung. Ich frag mal beim Sachbearbeiter nach." War nicht so, dass ihr die Schwachsinnigkeit dieser Bestimmung nicht auch auf der Stirn abzulesen gewesen sei, aber wofür gibt es schliesslich Regeln... Nach zehnminütigem telefonischem Suchen fand sie schliesslich auch jemand zuständigen, erklärte ihm die Lage, dass ich also jederzeit zur Verfügung stehen würde, dass das auch in meinem Beruf ist usw. und begann dann auch schon, mit den Augen zu rollen, weil, DAS GEHT JA NICHT!!! Und wenn überhaupt nur weniger als 15 Stunden die Woche und sowieso!!
Morgen ruft mich nun also mein Sachbearbeiter an, um mit mir über mein nicht-genehmigtes Praktikum zu sprechen...
Liebe Agentur für Arbeit, liebe Bundesregierung! Ein schöner neuer Schildbürgerstreich! Aber ob das bei der Reduzierung der Arbeitslosigkeit hilft... Ich weiß ja nicht!
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Donnerstag, 30. November 2006
Kann man auch Asyl zum Schutz vor der Ausländerbehörde beantragen?
rotezora, 22:50h
Heute mal ganz entgegen meiner sonstigen Natur etwas Ernstes. Also alle, die jetzt igendeine wirre Anekdote erwarten, schnell weg!
Ich muss sagen, dass ich im Großen und Ganzen wirklich gerne in Deutschland lebe und noch viel lieber im Speziellen in Hamburg. Daran hat sich auch nach einem Jahr in der Sonne nichts geändert. Und auch wenn ich nicht unbegingt die doch etwas behafteten Worte „Ich bin stolz, eine Deutsche zu sein“ in den Mund nehmen würde, weiss ich es doch sehr zu schätzen, mit einem deutschen Paß geboren worden zu sein.
Nach meinem ersten Ausflug heute zur Ausländerbehörde als Begleitperson hat es mir dann aber doch die Schamesröte ins Gesicht getrieben. Jaaa, es gibt mit Sicherheit Menschen, die versuchen, das Asylrecht zu missbrauchen, aber das steht defintiv in keinem Verhältnis dazu, wie europäisches und deutsches Recht, ganz zu schweigen von Menschenwürde in der Hamburger Ausländerbehörde mit Füßen getreten werden.
Der erste Eingangs- und Wartebereich ist für Hamburger Behörden noch relativ offen und freundlich. Dort scheinen aber nur die „unkomplizierten“ Fälle gehändelt zu werden, was auch immer das bedeuten mag. Um in den ersten Stock zu kommen (Wartebereich unter anderem für „komplizierte“ Afrikaner) muss man zunächst durch eine Art Schleuse, die mit jeder Passkontrolle oder jedem Grenzübergang locker mithalten kann. Ich dachte kurz „aber ich wollte doch garnicht schon wieder raus aus Deutschland…“, ging aber wacker weiter. In der ersten Etage angekommen müssen dann die Papiere durch eine Durchreiche in einer Gittertür an die Sicherheitsbeamten weitergegeben werden. Zugang zu den Büros also auch wieder nur durch ein riesiges eisernes Drehkreuz wie unten an der „Einreise“. Im Tausch gibt’s ´ne neue Wartenummer.
Und dann begann das Warten… Und ging weiter… Und weiter…
Sehr verwirrend beim stundenlangen Warten vor allem, daß die Nummern in völlig willkürlicher Reihe aufgerufen werden. Zum Glück hatte man mich vorgewarnt, so daß ich nicht nachfragte und mir damit wahrscheinlich den Unmut der Sicherheitsbeamten zugezogen hätte, die uns dann zur Strafe noch länger hätten warten lassen, warum denn erst die 21, dann die 45 und dann die 29 kommt. Wir hatten übrigens 31…
Ja, und nach sage und schreibe nur fünf (ja genau 5!!!!) läppischen Stunden -die blöden Asylbewerber haben ja eh nichts zu tun den ganzen Tag, denn arbeiten dürfen sie ja nicht und Anspruch auf Deutschkurse haben sie auch nicht bis das Asyl bewilligt wird, was macht man da sonst noch??- waren wir dann auch mal dran. Durch’s nächste Drehkreuz, Zimmer 145.
Was für ein Arschloch!!!! Ich kann’s echt nicht anders sagen. „Herr wie auch immer sie heißen aus Zimmer 145, linker Tisch im 1. Stock, sollten wir uns jemals, jemals, jemals (ich habe die starke Hoffnung, daß Menschen wie Sie nicht dort verkehren, wo ich verkehre!!!) irgendwo privat treffen, können Sie sich jetzt schon mal im Geiste die Verachtungs-Spucke aus dem Gesicht wischen!!!!“
Begrüßungsatz: „Nehmen Sie hier drinnen dann jetzt vielleicht auch mal die Mütze ab oder geht das nicht?!“ Mein Klient trug eine Baseballkappe, welch Beleidigung… Zweiter Satz, an mich gerichtet: „Und wer sind Sie? Sind Sie die neue Verlobte oder Frau oder was?“ Übersetzung: „Bist Du seine neue Negerschlampe, die ihm per Scheinehe zu einem unverdienten Aufenthalt verhelfen will?“ Ich stellte mich, ohne ihn direkt und sofort umzubringen, als eine Freundin vor. „Können Sie sich ausweisen?“ wurde ich angeblafft. Ich wies mich aus und bekam den Ausweis zurückgeschmissen.
Danach ging es fröhlich so weiter. Als nächstes wurde mein Klient als Lügner bezeichnet, nachdem er die Frage der Staatsangehörigkeit mit Burkina Faso beantwortet hatte. Übirgens auch eine total wichtige Frage bei einer fünf Kilo schweren Akte und einem bereits sechs Jahren dauerndem Verfahren. Da überraschen auch die fünf Stunden Wartezeit nicht mehr. Zur Erklärung des „Lügners“: Bei Menschen, die aus afrikanischen Ländern einreisen, wird gerne mal die Autenzität jeglicher Papiere angezweifelt, da man ja alles auf dem Schwarzmarkt kaufen kann. Das stimmt auch, aber da können die Menschen mit echten Papieren auch nichts für. Insofern wird grundsätzlich erstmal alles, ob Nationalität oder Alter oder was auch immer gerne angezweifelt. Zur Feststellung der Herkunft wurde er einer Komission von Diplomaten aus Burkina Faso vorgestellt, die nach intensivem, max. fünfminütigem Gespräch sofort zweifelsfrei sagen konnten, daß er nicht aus Burkina Faso ist. Überraschender Weise passierte das Gleiche im Bezug auf Togo, Benin und Nigeria.
Aber das kann ja die Hamburger Ausländerbehörde nicht verwirren. Also liegt nun ein Abschiebebescheid nach Benin vor. Dementsprechend fand der Arsch auch die Argumentation, daß mein Klient immer noch über keinen Paß zur Ausreise verfügt, da Burkina Faso ihn ja nicht als Bürger anerkennt, wenig überzeugend.
Ich will an dieser Stelle nicht weiter ins Detail gehen. Ich denke der aufmerksame Leser hat verstanden, was ich sagen wollte.
Nur noch so viel: Wenn ich da jetzt öfter hin muß, könnte es gut sein, daß sich mein friedfertiger Charakter in den eines Terroristen verwandelt, auch ohne spezielle Schulung in Afghanistan…
Ich muss sagen, dass ich im Großen und Ganzen wirklich gerne in Deutschland lebe und noch viel lieber im Speziellen in Hamburg. Daran hat sich auch nach einem Jahr in der Sonne nichts geändert. Und auch wenn ich nicht unbegingt die doch etwas behafteten Worte „Ich bin stolz, eine Deutsche zu sein“ in den Mund nehmen würde, weiss ich es doch sehr zu schätzen, mit einem deutschen Paß geboren worden zu sein.
Nach meinem ersten Ausflug heute zur Ausländerbehörde als Begleitperson hat es mir dann aber doch die Schamesröte ins Gesicht getrieben. Jaaa, es gibt mit Sicherheit Menschen, die versuchen, das Asylrecht zu missbrauchen, aber das steht defintiv in keinem Verhältnis dazu, wie europäisches und deutsches Recht, ganz zu schweigen von Menschenwürde in der Hamburger Ausländerbehörde mit Füßen getreten werden.
Der erste Eingangs- und Wartebereich ist für Hamburger Behörden noch relativ offen und freundlich. Dort scheinen aber nur die „unkomplizierten“ Fälle gehändelt zu werden, was auch immer das bedeuten mag. Um in den ersten Stock zu kommen (Wartebereich unter anderem für „komplizierte“ Afrikaner) muss man zunächst durch eine Art Schleuse, die mit jeder Passkontrolle oder jedem Grenzübergang locker mithalten kann. Ich dachte kurz „aber ich wollte doch garnicht schon wieder raus aus Deutschland…“, ging aber wacker weiter. In der ersten Etage angekommen müssen dann die Papiere durch eine Durchreiche in einer Gittertür an die Sicherheitsbeamten weitergegeben werden. Zugang zu den Büros also auch wieder nur durch ein riesiges eisernes Drehkreuz wie unten an der „Einreise“. Im Tausch gibt’s ´ne neue Wartenummer.
Und dann begann das Warten… Und ging weiter… Und weiter…
Sehr verwirrend beim stundenlangen Warten vor allem, daß die Nummern in völlig willkürlicher Reihe aufgerufen werden. Zum Glück hatte man mich vorgewarnt, so daß ich nicht nachfragte und mir damit wahrscheinlich den Unmut der Sicherheitsbeamten zugezogen hätte, die uns dann zur Strafe noch länger hätten warten lassen, warum denn erst die 21, dann die 45 und dann die 29 kommt. Wir hatten übrigens 31…
Ja, und nach sage und schreibe nur fünf (ja genau 5!!!!) läppischen Stunden -die blöden Asylbewerber haben ja eh nichts zu tun den ganzen Tag, denn arbeiten dürfen sie ja nicht und Anspruch auf Deutschkurse haben sie auch nicht bis das Asyl bewilligt wird, was macht man da sonst noch??- waren wir dann auch mal dran. Durch’s nächste Drehkreuz, Zimmer 145.
Was für ein Arschloch!!!! Ich kann’s echt nicht anders sagen. „Herr wie auch immer sie heißen aus Zimmer 145, linker Tisch im 1. Stock, sollten wir uns jemals, jemals, jemals (ich habe die starke Hoffnung, daß Menschen wie Sie nicht dort verkehren, wo ich verkehre!!!) irgendwo privat treffen, können Sie sich jetzt schon mal im Geiste die Verachtungs-Spucke aus dem Gesicht wischen!!!!“
Begrüßungsatz: „Nehmen Sie hier drinnen dann jetzt vielleicht auch mal die Mütze ab oder geht das nicht?!“ Mein Klient trug eine Baseballkappe, welch Beleidigung… Zweiter Satz, an mich gerichtet: „Und wer sind Sie? Sind Sie die neue Verlobte oder Frau oder was?“ Übersetzung: „Bist Du seine neue Negerschlampe, die ihm per Scheinehe zu einem unverdienten Aufenthalt verhelfen will?“ Ich stellte mich, ohne ihn direkt und sofort umzubringen, als eine Freundin vor. „Können Sie sich ausweisen?“ wurde ich angeblafft. Ich wies mich aus und bekam den Ausweis zurückgeschmissen.
Danach ging es fröhlich so weiter. Als nächstes wurde mein Klient als Lügner bezeichnet, nachdem er die Frage der Staatsangehörigkeit mit Burkina Faso beantwortet hatte. Übirgens auch eine total wichtige Frage bei einer fünf Kilo schweren Akte und einem bereits sechs Jahren dauerndem Verfahren. Da überraschen auch die fünf Stunden Wartezeit nicht mehr. Zur Erklärung des „Lügners“: Bei Menschen, die aus afrikanischen Ländern einreisen, wird gerne mal die Autenzität jeglicher Papiere angezweifelt, da man ja alles auf dem Schwarzmarkt kaufen kann. Das stimmt auch, aber da können die Menschen mit echten Papieren auch nichts für. Insofern wird grundsätzlich erstmal alles, ob Nationalität oder Alter oder was auch immer gerne angezweifelt. Zur Feststellung der Herkunft wurde er einer Komission von Diplomaten aus Burkina Faso vorgestellt, die nach intensivem, max. fünfminütigem Gespräch sofort zweifelsfrei sagen konnten, daß er nicht aus Burkina Faso ist. Überraschender Weise passierte das Gleiche im Bezug auf Togo, Benin und Nigeria.
Aber das kann ja die Hamburger Ausländerbehörde nicht verwirren. Also liegt nun ein Abschiebebescheid nach Benin vor. Dementsprechend fand der Arsch auch die Argumentation, daß mein Klient immer noch über keinen Paß zur Ausreise verfügt, da Burkina Faso ihn ja nicht als Bürger anerkennt, wenig überzeugend.
Ich will an dieser Stelle nicht weiter ins Detail gehen. Ich denke der aufmerksame Leser hat verstanden, was ich sagen wollte.
Nur noch so viel: Wenn ich da jetzt öfter hin muß, könnte es gut sein, daß sich mein friedfertiger Charakter in den eines Terroristen verwandelt, auch ohne spezielle Schulung in Afghanistan…
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