Donnerstag, 12. Juli 2007
Unterkunfts-Horror
Heute hat Frau Zora nach nicht mal einem Monat quasi ihren Arbeitgeber unterlaufen...

Mit meiner Kollegin heute ausgezogen, um eine der Unterkünfte kennenzulernen, für die Frau Zora im Rahmen der Flüchtlingsbetreuung zuständig ist. Und es war einfach nur bäh!!! Und zwar weitaus mehr, als es die Dinger normaler Weise schon sind. Diese besondere ist nämlich in privater Hand und an die Stadt vermietet, was bedeutet, dass der Vermieter für die Instandhaltung und Reinigung zuständig ist. Wobei, was red ich?? Von Instandhaltung und Reinigung kann keine Rede sein! Eine der Gemeinschaftsküchen sah aus, als sei sie seit 10 Jahren nicht mehr gestrichen worden und die Spinnenweben an den Wänden liessen auf eine konstante Putzabstinenz schließen. Die sanitären Anlagen der einen Dusche waren mal abgesehen vom Alter so dreckig und verspakt und schmuddelig, dass man schon beim blossen Angucken Angst hatte, ansteckende Krankheiten zu bekommen.

Aber nicht mit mir!!! *schnauf*
Kaum raus und auf dem Weg zum Schmetterling -der in einer Unterkunft wohnt... Hat man denn nie Feierabend???-, hat sich Frau Zora erstmal ihr Handy gegriffen und die Koriphäe im Flüchtlingsbereich angerufen, bei der sie bis März ihr Praktikum machen durfte.
Nun wird dort wohl demnächst mal jemand ganz überraschend vor der Tür stehen und hoffentlich viele ganz furchtbar unangenehme Fragen stellen... *unschuldig aus der Wäsche guck*

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vielleicht versteh ich jetzt was falsch, aber: wenn da flüchtlinge drin wohnen, haben die nicht auch mal sowas wie hausordnung? ich meine, instandhaltung ist vermietersache, ganz klar, aber wenn ich flüchtling wäre und sehe, da ist dreck, dann mach ich den doch weg?! widrige lebensumstände bedeuten ja noch lange nicht, dass man sich sodom und gomorrha ergeben muss...

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Das muss man nicht, nein. Aber es ist in viellerlei Hinsicht eine so spezielle Wohnsituation, dass sich das so einfach dann doch nicht lösen läßt...

Wo ich gestern war, leben fast nur alleinstehende Männer, das ist ja eh schon mal speziell ;-) Zum Teil werden vom Sozialamt auch noch Obdachlose mit extremen Alkoholproblem in den Unterkünften mit untergebracht. Obendrauf kommt noch die Perspektivlosigkeit und die fast tägliche Angst vor Abschiebung. Es gibt so viele Menschen, ganze Familien hier, die seit zehn Jahren oder länger nur eine Duldung haben. Wenn sie Glück haben, heisst das, dass sie nur alle 6 Monate zur Ausländerbehörde müssen, es können aber auch nur Abstände von 2 Tagen oder einer Woche sein, wobei die Angst, sofort abgeschoben zu werden, jedes Mal mit im Gepäck ist. Das macht Menschen kaputt. Und, dass Besuche bei der Ausländerbehörde sowieso kein Spaß sind, haben wir ja schon hier gelernt. Begleitend dazu dürfen sie nicht arbeiten, haben keinen Anspruch auf Deutschkurse oder Eingliederung usw.

Da kann ich schon verstehen, dass der eine oder andere in eine gewisse Gleichgültigkeit verfällt und einfach alles nimmt wie es ist.
Und es gibt Dreck, der geht nicht mehr weg...

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Guerilla-Zora unterwegs! Recht so! Obwohl es nicht nach einem besonders angenehmen Job klingt, ist es einer, in dem man direkt das Leben der Betroffenen besser machen kann. Einer meiner Freunde reist um die Welt und überprüft die Arbeitsbedingungen in Fabriken, die für europäische und amerikanische Firmen produzieren. Der hat auch so einige Horrorstories zu erzählen...

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Guerilla-Zora... *grins* Vielleicht sollte ich mich umtaufen ;-)

Und was den Job betrifft, der ist schon interessant und macht Spaß. Die Unterkünfte sind nur ein kleiner Teil meiner Aufgaben, eigentlich bin ich ja auch nur als Beratungs- und Anlaufstelle gedacht. Der Zustand der Unterkunft fällt nicht in meinen Aufgabenbereich. Aber solche Lapalien wie Zuständigkeit haben mich noch nie besonders interessiert... ;-)

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