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Samstag, 29. Juli 2006
Yippieh! Geschafft!!!
rotezora, 03:25h
Immer wieder erstaunlich, was man alles so kann ohne es zu wissen! So denn auch ein/einen ??? Blog einzurichten! (man merkt, ich bin noch leicht berauscht von der Tatsache, dass ich es gerade geschafft habe, ein Bild in die Seite einzubauen...)
Wo einen acht Monate Nicaragua so hintreiben können... Freiwillig schreiben, öffentlich! Ich glaube, alle Menschen, die meinen dreifachen Versuch miterlebt haben, eine 40-seitige Diplomarbeit zu verfassen (böse Zungen könnten dabei auch von Nervenzusammenbruch sprechen), sind aller, aller spätestens jetzt davon überzeugt, dass ich völlig am Rad drehe!
Aber man will seinem Ruf ja auch gerecht werden!!!
Also meinen üblichen Redefluss in Schriftform umwandeln... Kann ja irgendwie nicht so schwer sein. Einfach die Mimik und das Rumgefuchtel mit den Händen ersetzen durch -äh, genau!? Hm, ich könnte dem Alphabet zusätzliche Bedeutung geben. Ein grosses M für die tiefe Falte auf meiner Stirn, die wahlweise bei extremer Konzentriertheit (wie jetzt zum Beispiel MMMM) oder leichter Ratlosig- bzw. Ungläubigkeit auftritt und mich inzwischen dank jahrelanger harter Arbeit permanent begleitet und bei Bedarf nur vertieft werden muss.
O würde sich ja für Erstaunen anbieten, aber stattdessen muss ich immer an den Gesichtsausdruck von Ronaldinho denken, der mich wiederum immer an eine aufblasbare Sexpuppe erinnert. Ich weiss, der kann ja auch nichts für sein Gesicht, aber ich auch nicht für meine Gedanken.
Das System muss auf jeden Fall vor Anwendung noch überarbeitet werden.
Wie auch immer, bin ich doch hier gelandet, um nicht all die schönen, kleinen Verrücktheiten -klein... Untertreibung des Jahres, aber was soll´s!- im täglichen Leben von Nicaragua immer gleich wieder zu vergessen.
Lieblingsthema: Taxifahrer
Gestern zwei besonders schöne Exemplare! Morgens ein 50-jähriger Taxista, der bei meinem Zustieg einem weiteren weiblichen Fahrgast gerade erklärte, dass er, nachdem er mit 20 Jahren Flipper gesehen hatte, unbedingt Meeresbiologie studieren musste, um den armen Tieren, die so schlecht behandelt werden, zu helfen. War wirklich Herz erweichend! Um seine Sympathiepunkte nicht eskalieren zu lassen, erklärte er gleich darauf, dass Frauen aus seiner Sicht perfekt geschaffene Wesen seien, perfekt geschaffen für den Mann. Den Einwurf "nee, für sich selbst!" konnte ich mir nicht verkneifen.
Leider ist mir die Verbindung der beiden Themen "Frauen in Nicaragua" und "Meeresbiologie" immer noch nicht ganz klar, für den Taxista schien sie aber ausser Frage zu stehen. Sprang er doch fröhlich vom "Machismo" zur Krabbenaufzucht zum Kulturmangel und der damit verbundenen Nicht-Wertschätzung der Frau zur schlechten Bezahlung als Meeresbiologe. Wahrscheinlich sind die verbindenden Elemente einfach im genuschelten Spanisch untergegangen.
Nach Ankunft am ersten Fahrtziel krasser Themenwechsel: "Woher kommst Du?"... "ach, aus Deutschland" und dann mit Hinweis darauf, dass wir ja gerade an der deutschen Botschaft vorbeigefahren sind, "ach, die Deutschen sind ja soo stolz!" Tatsächlich das erste Mal, dass das Wort "Stolz" aus dem Mund eines Nicas wie eine Beleidigung klang. "Die Botschaft ist immer total verrammelt und sieht aus als wäre sie permanent in Alarmbereitschaft!" Komisch, ist sie doch die einzige Botschaft in Managua, die ich kenne, die nicht hinter meterhohen Mauern ganz versteckt vor sich hin wurschtelt, sondern nur einen schmiedeeisernen Zaum mit dem hier üblichen Stacheldraht oben drauf hat. Aber was weiss ich denn schon! Und fertig war er ja auch noch nicht! "Ich hatte mal eine Kollegin, eine Deutsche, die mochte ich garnicht! Die war so stolz!" Spuckt er mir wieder orgullosa (ja, richtig, das heisst stolz!!) vor die Füsse. "und auch so..." -an dieser Stelle versagt noch mein Mimik-Alphabet. "Die hab ich immer mit Heil Hitler begrüsst!" -eine entsprechende Geste wird mir präsentiert. Ich war kurz versucht, seinen Kopf mit angemessener Härte rythmisch auf das Lenkrad zu schlagen, war dann aber doch noch zu müde. Morgens um 7.20 Uhr schläft mein Aggressionspotential meistens noch tief und fest, so dass ich mich mir nur die Äusserung abringen konnte, diese Art der Begrüssung stosse bei den meisten nicht unbedingt auf grosse Begeisterung. Und mal ehrlich, die, die sich freuen, treiben sich bestimmt nicht in Nicaragua rum. Obwohl, man weiss ja nie...
Auf dem Nachhauseweg hab ich dann im Gegenzug einen der nettesten Taxistas so far beklaut. Und das völlig ohne Absicht. Ja, manchmal mach ich auch fiese Sachen ohne Absicht! Tatsächlich hab ich immer noch ein schlechtes Gewissen, obwohl es garnicht meine Schuld war, nicht nur ich habe schliesslich vergessen zu bezahlen, er hat auch vergessen zu kassieren.
Ich könnte ja einfach zum Ausgleich beim nächsten Mal unverschämt hohe Preise ohne mit der Wimper zu zucken akzeptieren, um so wieder das Unverhältnis gegenüber den extrem unterbezahlten Taxifahrern auszugleichen. Nicht, dass ich nicht so wie so schon ein schlechtes Gewissen hätte, mich für 1,05 Euro zwanzig Minuten durch die Stadt kutschieren zu lassen. Aber ein bisschen Luxus muss ja auch mal sein, dafür esse ich auch jeden Tag mit extremer und zunehmender Begeisterung weiterhin Reis und Bohnen. Und dank kontinuierlicher Sonnenbestrahlung werde ich hier auch garnicht mehr rot beim Lügen...
Wo einen acht Monate Nicaragua so hintreiben können... Freiwillig schreiben, öffentlich! Ich glaube, alle Menschen, die meinen dreifachen Versuch miterlebt haben, eine 40-seitige Diplomarbeit zu verfassen (böse Zungen könnten dabei auch von Nervenzusammenbruch sprechen), sind aller, aller spätestens jetzt davon überzeugt, dass ich völlig am Rad drehe!
Aber man will seinem Ruf ja auch gerecht werden!!!
Also meinen üblichen Redefluss in Schriftform umwandeln... Kann ja irgendwie nicht so schwer sein. Einfach die Mimik und das Rumgefuchtel mit den Händen ersetzen durch -äh, genau!? Hm, ich könnte dem Alphabet zusätzliche Bedeutung geben. Ein grosses M für die tiefe Falte auf meiner Stirn, die wahlweise bei extremer Konzentriertheit (wie jetzt zum Beispiel MMMM) oder leichter Ratlosig- bzw. Ungläubigkeit auftritt und mich inzwischen dank jahrelanger harter Arbeit permanent begleitet und bei Bedarf nur vertieft werden muss.
O würde sich ja für Erstaunen anbieten, aber stattdessen muss ich immer an den Gesichtsausdruck von Ronaldinho denken, der mich wiederum immer an eine aufblasbare Sexpuppe erinnert. Ich weiss, der kann ja auch nichts für sein Gesicht, aber ich auch nicht für meine Gedanken.
Das System muss auf jeden Fall vor Anwendung noch überarbeitet werden.
Wie auch immer, bin ich doch hier gelandet, um nicht all die schönen, kleinen Verrücktheiten -klein... Untertreibung des Jahres, aber was soll´s!- im täglichen Leben von Nicaragua immer gleich wieder zu vergessen.
Lieblingsthema: Taxifahrer
Gestern zwei besonders schöne Exemplare! Morgens ein 50-jähriger Taxista, der bei meinem Zustieg einem weiteren weiblichen Fahrgast gerade erklärte, dass er, nachdem er mit 20 Jahren Flipper gesehen hatte, unbedingt Meeresbiologie studieren musste, um den armen Tieren, die so schlecht behandelt werden, zu helfen. War wirklich Herz erweichend! Um seine Sympathiepunkte nicht eskalieren zu lassen, erklärte er gleich darauf, dass Frauen aus seiner Sicht perfekt geschaffene Wesen seien, perfekt geschaffen für den Mann. Den Einwurf "nee, für sich selbst!" konnte ich mir nicht verkneifen.
Leider ist mir die Verbindung der beiden Themen "Frauen in Nicaragua" und "Meeresbiologie" immer noch nicht ganz klar, für den Taxista schien sie aber ausser Frage zu stehen. Sprang er doch fröhlich vom "Machismo" zur Krabbenaufzucht zum Kulturmangel und der damit verbundenen Nicht-Wertschätzung der Frau zur schlechten Bezahlung als Meeresbiologe. Wahrscheinlich sind die verbindenden Elemente einfach im genuschelten Spanisch untergegangen.
Nach Ankunft am ersten Fahrtziel krasser Themenwechsel: "Woher kommst Du?"... "ach, aus Deutschland" und dann mit Hinweis darauf, dass wir ja gerade an der deutschen Botschaft vorbeigefahren sind, "ach, die Deutschen sind ja soo stolz!" Tatsächlich das erste Mal, dass das Wort "Stolz" aus dem Mund eines Nicas wie eine Beleidigung klang. "Die Botschaft ist immer total verrammelt und sieht aus als wäre sie permanent in Alarmbereitschaft!" Komisch, ist sie doch die einzige Botschaft in Managua, die ich kenne, die nicht hinter meterhohen Mauern ganz versteckt vor sich hin wurschtelt, sondern nur einen schmiedeeisernen Zaum mit dem hier üblichen Stacheldraht oben drauf hat. Aber was weiss ich denn schon! Und fertig war er ja auch noch nicht! "Ich hatte mal eine Kollegin, eine Deutsche, die mochte ich garnicht! Die war so stolz!" Spuckt er mir wieder orgullosa (ja, richtig, das heisst stolz!!) vor die Füsse. "und auch so..." -an dieser Stelle versagt noch mein Mimik-Alphabet. "Die hab ich immer mit Heil Hitler begrüsst!" -eine entsprechende Geste wird mir präsentiert. Ich war kurz versucht, seinen Kopf mit angemessener Härte rythmisch auf das Lenkrad zu schlagen, war dann aber doch noch zu müde. Morgens um 7.20 Uhr schläft mein Aggressionspotential meistens noch tief und fest, so dass ich mich mir nur die Äusserung abringen konnte, diese Art der Begrüssung stosse bei den meisten nicht unbedingt auf grosse Begeisterung. Und mal ehrlich, die, die sich freuen, treiben sich bestimmt nicht in Nicaragua rum. Obwohl, man weiss ja nie...
Auf dem Nachhauseweg hab ich dann im Gegenzug einen der nettesten Taxistas so far beklaut. Und das völlig ohne Absicht. Ja, manchmal mach ich auch fiese Sachen ohne Absicht! Tatsächlich hab ich immer noch ein schlechtes Gewissen, obwohl es garnicht meine Schuld war, nicht nur ich habe schliesslich vergessen zu bezahlen, er hat auch vergessen zu kassieren.
Ich könnte ja einfach zum Ausgleich beim nächsten Mal unverschämt hohe Preise ohne mit der Wimper zu zucken akzeptieren, um so wieder das Unverhältnis gegenüber den extrem unterbezahlten Taxifahrern auszugleichen. Nicht, dass ich nicht so wie so schon ein schlechtes Gewissen hätte, mich für 1,05 Euro zwanzig Minuten durch die Stadt kutschieren zu lassen. Aber ein bisschen Luxus muss ja auch mal sein, dafür esse ich auch jeden Tag mit extremer und zunehmender Begeisterung weiterhin Reis und Bohnen. Und dank kontinuierlicher Sonnenbestrahlung werde ich hier auch garnicht mehr rot beim Lügen...
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